"Wie der Autor zu seinem Thema kam..."

Dr. György Fehéri, Terasse des Literaturarchiv der Moderne, Marbach am Neckar

Dr. György Fehéri, Terasse des Literaturarchiv
der Moderne, Marbach am Neckar

Ein Text aus dem Jahr 2010 von György Fehéri, der es nicht (wie von ihm vorgesehen) in das Buch „Innere Bilder wird man nicht los“ geschafft hat.

Dr. György Fehéri arbeitete schon seit 1991 im Ungarischen Kulturinstitut in Berlin, als er mir als stellvertretender Direktor im Dezember 1994 ermöglichte, dort die erste Ausstellung der Bilder aus dem „Album Deportation“ der ungarischen Künstlerin Edit Kiss in Deutschland zu zeigen. Bis in die Wochen vor seinem Tod hat Gyuri dann meine Arbeit über die Lebensgeschichte von Edit Kiss und ihre Bilder unterstützt, so

  • im Jahr 2010 für die Ausstellung „Verspätete Rückkehr“ im Holocaust Museum Budapest,
  • seit vielen Jahren für die ungarischen Teile meines Buches „Innere Bilder wird man nicht los. Die Frauen im KZ-Außenlager Daimler-Benz Genshagen“, das am 27. April 2011, zwei Tage vor Gyuris Tod, als Beitrag zum ungarischen Holocaust-Gedenktag von ihm im Centrum Hungaricum Berlin vorgestellt werden sollte.

Als ich Gyuri im Herbst 2010 um ein Portrait von ihm bat, hat er mir beiliegendes Foto gesandt. Es sollte neben dem Interview stehen, das er mit mir über die Beweggründe für meine Arbeit geführt hat und das für eine Veröffentlichung im Buch vorgesehen war. Nachdem das Interview jedoch wegen Umfang und Tiefe lebensgeschichtlicher Bezüge eine Kontroverse über den Abdruck im Buch auslöste, habe ich es beim Verlag zurückgezogen. Dabei gingen auch die einleitenden Passagen verloren, in denen Gyuri von sich selbst gesprochen hatte, was mich jetzt, nach seinem Tod, besonders schmerzt. Ich möchte sie hiermit in Erinnerung bringen, mit einem großen Dank an Gyuri und Birke Fehéri für ihre Freundschaft und Begleitung in dieser langen Arbeit. Gyuri wird mir auf immer fehlen, wenn es um meine Arbeit und die Bilder von Edit Kiss geht. Einen Essay über Edith Kiss und Helmuth Bauer von György Fehéri ist in der Berliner Sondernummer der ungarisch-jüdischen Zeitschrift Múlt és jövö 2007/1. unter dem Titel Ölelkező sorsok abgedruckt.

 

György Fehéri:

Helmuth Bauer habe ich 1994 kennengelernt. Er rief mich an und suchte mich anschließend im Collegium Hungaricum auf – damals hieß es Haus Ungarn, Ungarisches Kulturinstitut in Berlin.

Wir haben lange miteinander gesprochen. Er erzählte mir von Edit Kiss, zeigte Bilder und Dokumente ihres Lebens und wir einigten uns bald, bei uns im Kulturinstitut in der Karl-Liebknecht-Straße eine Ausstellung zu machen. Die wurde im Dezember 1994 von der ungarischen Schriftstellerin Mária Ember eröffnet, wegen eines Krankenhausaufenthaltes konnte ich nicht dabei sein.

Die Ausstellung stand eine Weile, wurde irgendwann abgebaut, um der nächsten Platz zu machen – und damit könnte in meiner Geschichte mit Helmuth Bauer und Edit Kiss das Ende gewesen sein – wenn nicht alles ganz anders gekommen wäre …

Heute kann ich sagen: Dies war nur der Auftakt.

Helmuth Bauer kam mich hin und wieder besuchen, berichtete über seine Tätigkeit, über die Ergebnisse seiner Forschungen. Ich habe geholfen, wenn ich konnte: indem ich mal ein wenig ungarisch übersetzte, mal Kontakte nach Ungarn vermittelte. Ich wurde von Helmuth nicht nur zu den Vorführungen seiner Filme über Daimler-Benz und die Frauen von Genshagen eingeladen, sondern auch zu seinen weiteren Ausstellungen der Bilder von Edit Kiss und zu Gesprächen über die Jugendprojekte, die er organisiert hatte. Eines Tages habe ich auch Ágnes Bartha, die Freundin und damalige Mitgefangene von Edit Kiss persönlich kennengelernt.

Ich habe mich also bemüht, mein Bestes zu tun, eben ein „Kulturbediensteter“, der, wo er es für notwendig hält, sich auch über seine Arbeitspflichten und seine Arbeitszeit hinaus einsetzt.

Das Schicksal aber von Edit Kiss, Ágnes Bartha und anderen zur Zwangsarbeit bei Daimler-Benz deportierten Frauen, die ich in der Zwischenzeit auch kennengelernt hatte, versuchte ich – emotional – doch von mir fernzuhalten: Das alles war Vergangenheit, Geschichte und sollte es bleiben.

Im Jahr 2002 hat sich etwas grundlegend geändert.

Im März starb mein Vater, der übrigens Helmuth in Ungarn schon 1994 bei seinen Dreharbeiten geholfen hatte, da er damals das Dokumentar-Filmstudio „Forum-Film“ in Budapest leitete. Etwa zur gleichen Zeit wurde aus meinem Acht-Stunden-oder-mehr-Job eine halbe Stelle und ich fühlte mich plötzlich gezwungen, mein Leben neu zu überdenken, neu zu orientieren. Ich nahm meinen seit Jahren ungenutzt gebliebenen Urlaub und habe zu Hause – die Familie arbeitete tagsüber – sechs Wochen lang nur gelesen. Unter anderem auch das Buch von Arthur Hertzberg „Wer ist Jude?“, in dem er den Philosophen Ralph Waldo Emerson zitiert, der unser Leben mit einem Autobus vergleicht, in dem wir zusammen mit allen unseren Vorfahren reisen.

In jenen Wochen, mit 49 Jahren – eigentlich lächerlich spät – habe ich zum ersten Mal in meinem Leben angefangen, mich wieder und wieder umzudrehen und zu schauen, wer alles in „meinem Autobus“ mitreist.

Ein paar Monate später geschah noch etwas: Ich bekam von meiner Mutter das Jugendtagebuch meines Vaters aus den Kriegsjahren, unter anderem mit Aufzeichnungen über die Zwangsarbeit 1944 in Ungarn, wohin er geschleppt worden war und von wo er fliehen konnte. In diesem Heftchen findet sich die Eintragung: „Eines verspreche ich: Wenn ich das Ende dieses furchtbaren Krieges erlebe, verlasse ich das Judesein und ich verlasse auch Ungarn.“

In Ungarn ist er geblieben, aber sein Versprechen von 1944, das Judesein aus seinem Leben zu treiben, hat er teilweise eingehalten. Teilweise, hat er doch zwei wichtige Filme über die jüdische Geschichte gedreht: einen über das Auschwitz-Album, und eine Dokumentation über die Geschichte des Antisemitismus in Ungarn.

58 Jahre später, 2002, habe ich mich entschieden, dieses Problem, jetzt als mein ganz persönliches Problem, neu auf die Tagesordnung zu setzen…

Und so ungefähr ab diesem Zeitpunkt begann die Arbeit von Helmuth auch mich einzusaugen, und ich wurde vom Beobachter und Helfer immer mehr zu einem, der in die Sache selber immer tiefer involviert ist.

Involviert nicht nur in die Suche nach Lebensdaten von Edit Kiss oder darin, das Schicksal ihrer Mithäftlinge erforschen zu helfen, sondern darüber hinaus – weil wir uns zwischendurch menschlich auch nähergekommen, einfacher gesagt, Freunde geworden waren – einbezogen in die Stimmungsregungen von Helmuth Bauer, in alles, was mit seinem – manchmal wirklich beängstigenden – Kampf mit dem langsam, aber unaufhaltsam wachsenden Materialberg zusammenhing.

Je mehr Zeit verging, umso sicherer wurde ich mir, dass es für ihn bei Weitem nicht nur eine wissenschaftliche Aufgabe ist, möglichst alle auffindbaren Dokumente und erreichbaren Aussagen über das Leben von Edit zu sammeln, ihre Werke zusammen zu suchen und für die breite Öffentlichkeit erreichbar zu machen, den Frauen von Genshagen eine späte Gerechtigkeit zu erkämpfen, dies alles für Jugendliche verständlich und erlebbar zu vermitteln, mit ihnen und den Frauen Filme zu drehen – und nicht zuletzt am Ende alles in einem Buch zusammenzufassen und damit für die Nachwelt aufzuzeigen und festzuhalten.

Ich wollte ihn also nicht mehr nur begleiten, um das alles, was mit diesen Frauen in ihrer Gefangenschaft geschehen ist, mit ihm zusammen zu verstehen, sondern ich wollte auch Helmuths persönlichen Beweggründen, den Ereignissen seines Lebens, die ihn eisern zu dieser Arbeit zwingen und ihn nach so langen Jahren kein bisschen loslassen – auf die Schliche kommen.

Da ich 2007 einen Auftrag aus Budapest erhielt, als Gastredakteur eine Berliner Sondernummer der ungarisch-jüdischen Zeitschrift „Múlt és jövö“ („Vergangenheit und Zukunft“, Nr.1, 2007, S.95-108) zusammenzustellen, war es selbstverständlich, dass dort nicht nur die Geschichte von Edit Kiss einen Platz bekommen musste, sondern in diesem Zusammenhang auch die Geschichte von Helmuth Bauer.

 

Hier folgt mein Gespräch mit Helmuth, in dem er nicht nur über seine Arbeit erzählt, sondern auch über sich selbst. Es ist eine redigierte Abschrift der Tonbandaufnahme.

 

György Fehéri

Wie der Autor zu seinem Thema kam.

Ein biografisches Gespräch mit Helmuth Bauer (1997), Lektorat: Birke Fehéri.

 

Gyuri: Ich weiß, dass Du zehn Jahre älter bist als ich, also Jahrgang 1943, und aus verschiedenen gastronomischen Bemerkungen, dass du aus Schwaben kommst.

Wo bist Du geboren?

Helmuth: In Ulm an der Donau.

G: Was haben Deine Eltern gemacht?

H: Ich bin mit zwei Geschwistern aufgewachsen, mit der sechs Jahre älteren Schwester Christa, und mit meinem Bruder Frieder, der dreieinhalb Jahre jünger war, er ist ‘46 geboren, ein Jahr nachdem mein Vater aus dem Krieg zurückgekommen war. Der Vater, Julius Christian Bauer, war von ‘39 bis ‘45 in der Wehrmacht, zuletzt als Feldwebel bei einer Sanitätskompanie zwei oder drei Jahre in Russland an der Ostfront. Er hatte Schlosser gelernt, meine Mutter, Hedwig Maria Bauer, war Kontoristin in der jüdischen Textilfirma „Cohn und Ullmann“ und hat aufgehört zu arbeiten, als die Tochter 1937 auf die Welt gekommen war. Meine Mutter hat erzählt, dass im selben Jahr die Familien ihrer jüdischen Chefs nach Amsterdam ausgereist waren. Wie ich erst vor kurzem aus einem Buch über die Deportation der Ulmer Juden erfuhr, wurden sie alle aus Holland deportiert und 1943 in Theresienstadt und Auschwitz ermordet.

Mein Vater hat vorwiegend als Fahrer gearbeitet. Zunächst hat er Geschäftsleute gefahren und dann auch Lastwagen. Es war eine Zeit, wo es gut war, wenn ein Fahrer auch Schlosser war, da es nicht überall Reparaturwerkstätten gab. Wenn ich später gefragt wurde in der Schule, was der Beruf meines Vaters sei, dann hieß es: Kraftfahrer.

G: Deine ersten Kindheitserinnerungen?

H: Das ist ein bisschen schwer zu entscheiden, weil sich Manches mit Erzählungen meiner Mutter vermischt hat.

Schon bei meiner Geburt am 18. Juni 1943 in Ulm gab es Bombenalarm und die Kinder wurden in den Keller der Klinik gebracht, die Neugeborenen auch. Das, wie meine Mutter sagte, weil sie „des Führers höchstes Gut“ waren, die Kinder. Die Mütter blieben oben und die Kinder im Keller. Meine Mutter hat gesagt, ihre beiden anderen Kinder seien auch willkommen gewesen, aber ich wäre das einzige, was bewusst in einem Moment „als Stammhalter“ gewünscht und gezeugt war, bei einem Fronturlaub meines Vaters.

Ich hab natürlich meine Mutter mal gefragt: „Wie kann man im Herbst ‘42 unbedingt ein Kind wollen“? „Man dachte ja, der Krieg wird gewonnen und alles wird besser“ hat sie gesagt“. Der Dichter Armand Gatti hat mich mal „Kind der Ostfront“ genannt.

In meinem zweiten Lebensjahr waren wir wegen der zunehmenden Bombengefahr evakuiert in das Dorf Neenstetten auf der Schwäbischen Alb. Und das ist etwas von dem wenigen, was ich über meinen Vater aus der Kriegszeit weiß, dass er in diesem kleinen Dorf beim Fronturlaub 1944 zum Dorfnazi gesagt hat: „Ich gehe nicht eher zurück an die Front, als bis meine Familie hier eine Wohnung hat.“ Und dann haben wir eine Wohnung bekommen im 1. Stock über einer Schmiede.

G: Ist er gesund aus dem Krieg zurückgekommen?

H: Er ist äußerlich scheinbar gesund zurückgekommen, außer dass er Eiterbeulen hatte, der ganze Nacken war voller Eiterbeulen, das erinnere ich sehr deutlich, wie meine Mutter ihm in der Küche diese Eiterbeulen ausgedrückt hat.

Meine Mutter hatte zwei Brüder, einen älteren Friedrich, und einen jüngeren Waldemar. Der Ältere war Ingenieur und Funker bei der Marine in Norwegen gewesen, und hat noch im Februar 1945, als Frau und Sohn im Söflinger Sonnenbunker umgekommen waren, noch an den „Endsieg“ geglaubt. Der jüngere war mit 16 noch zum Volkssturm als Flakhelfer eingezogen worden. Und deren Elternhaus war zerstört, alle waren sie bei uns. Eine meiner frühesten Erinnerungen ist, dass wir abends um den Küchentisch herum saßen, die beiden Onkels, mein Vater, meine Mutter, meine Schwester, ich. Es war eigentlich eine heitere Stimmung, Onkel Fritz hatte ein Fässchen Fische mitgebracht aus Norwegen. Er hat beim Essen die Rückgrate mit den Schwänzen der Fische an die Decke geschmissen und die blieben da oben kleben. Und dazu gab‘s den Spruch: „Hering, Hering, so fett wie der Göring“.

Die Oma, die Mutter der beiden und meiner Mutter, war auch bei uns. Das war alles auf engsten Raum in der kleinen Drei-Zimmer-Wohnung. Die Oma sehe ich noch im Bett liegen in unserem Kinderzimmer, da ist sie dann noch 1945 gestorben. Direkte Nachkriegserinnerungen sind das eigentlich.

Und dann noch ein schönes Bild: Ich bin etwa drei Jahre alt, sitze mit meinem Vater vor einem kleinen Kreis unserer elektrischen Märklin-Eisenbahn auf dem Boden. Da fuhr eine Lok mit zwei Lämpchen und zog zwei Güterwagen …

G: Also 1943 geboren, dann müsstest Du so 1950 in die Schule gekommen sein?

H: Im Frühjahr ‘49 kam ich in die Grundschule in Ulm-Söflingen, Volksschule hieß das damals. Wie ich in der dritten Klasse war, hat ein Lehrer, Herr Berger, zu meinen Eltern gesagt, der Junge sollte auf die Oberschule gehen, der ist begabt. Und dann schickten sie mich auf die Schubart-Oberschule in Ulm, das hieß damals noch nicht Gymnasium, eben nach der Volksschule kam die Oberschule.

G: Gab es in dieser Zeit irgendwie Gespräch über die Eltern, war das ein Thema unter den Schülern, wessen Vater was im Krieg gemacht hat?

H: Es gab fast keine Gespräche darüber. Ich wusste, dass der Vater beim Roten Kreuz war hinter der Front, also nicht bei der kämpfenden Truppe, und einmal hab ich ihn gefragt, ob er auch geschossen hat. Und er sagte, sie hätten mal mit ihren Pistolen in den Wald rein geschossen, als da dunkle Gestalten herumliefen, bei irgendeinem Sanitätslager, vielleicht waren das Partisanen, also nicht gezielt auf einen Menschen, sondern in den Wald rein geschossen, um die zu vertreiben. Ich denke nicht, dass er Probleme hatte mit dem, was er getan hat, sondern mit dem, was er gesehen hat. Heute weiß man ja, was Sanitätskompanien auch machten und zu tun hatten. Er hat als Fahrer auch Ärzte gefahren, also das ist jetzt aber alles spätere Interpretation von mir: man weiß, wohin Ärzte sich auch haben fahren lassen, und aus seinem späteren Schicksal, wie sein Leben zu Ende ging, nehme ich an, er hat Dinge gesehen, die ihn traumatisierten, die er nicht verarbeiten konnte.

G: Meinst Du Massenexekutionen?

H: Vielleicht. Oder sie haben, um Hospitäler einzurichten, sind jetzt alles Vermutungen, Krankenhäuser geräumt oder Kinderheime, um da verwundete Wehrmachtssoldaten reinzulegen, das ist alles Spekulation, ich habe ihn nicht gefragt, aber ich nehme an, er hat Sachen gesehen, über die er nicht sprechen konnte von sich aus, und ich hab ihn zu spät gefragt. Oder ich hab ihn eigentlich gar nicht...

G: Wann hast Du ihn angesprochen?

H: Eigentlich gar nicht. Das mit dem Schießen, das war vielleicht, als ich 15 war, 12 oder 15, und weiter gefragt hab ich ihn nie.

G: Weil es Dir nicht eingefallen ist?

H: Es war kein Thema.

G: Aber, was bedeutet dieser Ausdruck: „Es war kein Thema“? Es war verboten?

H: In der Schule – weil du auch nach der Schule gefragt hast – in der Schule gab es fast nichts Kritisches über die neuere deutsche Geschichte. Wir hatten einen Geschichtslehrer, der hat immer nur kursorisch von einem gewissen „NatSoz“ gesprochen, ich denke, er war sehr braun, auch danach. Und mein Französisch-Lehrer hat sich mir viele Jahre später, nachdem ich schon studiert hatte, offenbart, dass er eigentlich Geschichte hätte geben wollen, das war sein Fach, aber da er Nazi war und blieb, ist er dann auf Französisch umgestiegen. Ein anderer war ein alter Offizier aus dem 1. Weltkrieg, dem sah man noch den schneidigen militärischen Drill an.

Und da war noch etwas: In der Stadt Ulm gab es von November 1933 bis Juli 1935 ein frühes Konzentrationslager, das hatten die Nazis in einer Festungsanlage aus dem 19. Jahrhundert eingerichtet. Kurt Schumacher war auch drin inhaftiert, der SPD-Mann, und Kommunisten wie Julius Schätzle hauptsächlich. Darauf bin ich überhaupt erst über meinen Bruder Frieder gestoßen, als ich schon in Berlin studierte. Der Bruder hatte sich schon früher dafür interessiert, auch als Schüler in Ulm gegen die aufkommende NPD demonstriert, und er hat mich mit einem alten Kommunisten in Ulm, Otto Hornischer, bekannt gemacht, der auch da eingesperrt war und nach dem Krieg Jahrzehnte dafür kämpfte, dass eine Gedenkstätte in dieses Gemäuer rein kommt. Dass daran überhaupt erinnert wird. In Schulen durfte Otto Hornischer nicht erzählen. Er war ja Kommunist. Otl hat uns auch zur württembergischen Euthanasie-Tötungsanstalt Grafeneck auf der Schwäbischen Alb geführt, als da noch nicht einmal ein Täfelchen an die Nazi-Geschichte des Schlösschens erinnerte.

Ottos Frau Babette erzählte meiner Mutter und mir, wie sie während des Krieges Haushaltswaren auf dem Markt vor dem Ulmer Münster verkaufte, um die Familie mit Töchterchen Inge ohne Einkünfte des Mannes durchzubringen, und dort von den Ulmer Bürgern zu hören bekam, sie gehöre aus der Stadt gejagt mitsamt ihrem Kommunisten-Balg.

In meiner Kindheit hatte es geheißen, man müsse sich von dem Gemäuer „Oberer Kuhberg“ fernhalten, dunkle Gestalten hausten darin, wenn wir im Sommer fast jeden Sonntagnachmittag daran vorbei gingen aufs Hochsträß zum Garten der Methodisten-Gemeinde von Ulm.

G: Wieder die dunklen Gestalten …

H: Wie ich viel später erfuhr, waren in den Kasematten der Festungsanlagen nach Kriegsende ehemalige Zwangsarbeiter untergebracht, „Displaced Persons“, und Bier wurde dort auch zeitweise ausgeschenkt.

G:. Bist Du während des Studiums hin und wieder nach Ulm gefahren?

H: Ja, ich war oft zuhause.

G: Hast Du guten Kontakt gehabt zu Deinen Eltern?

H: Ja, ich bin gern nach Hause gefahren, ich habe mich da wohl gefühlt, kam aber immer mehr aus einer anderen Welt. Ich weiß noch, wie ich einmal meinem Vater erzählte, dass ich eine Seminararbeit über Goethes „Die Leiden des jungen Werther“ schreibe. Er wusste nicht, was das soll, wozu ich so etwas mache. Weil ich doch immer sagte: „Lehrer werde ich nicht.“ Lehrer hätte natürlich gepasst, oder Ingenieur …

G: Nur, um die Koordinaten zu legen: Nach dem Gymnasium hast Du studiert. Was hast Du studiert?

H: Ich war schon während der Schulzeit mit Ulmer Lokalkünstlern unterwegs, vor allem nachts, und ich interessierte mich für Theater. Ein Schlüsselerlebnis war „Der kaukasische Kreidekreis“ von Bertolt Brecht, den der Brecht-Schüler Peter Palitzsch im August 1961 in Ulm inszenierte. Während der Probenzeit wurde in Berlin die Mauer gebaut. Es hieß dann in der Ulmer Presse und Bürgerschaft, Palitzsch mit seinem Brecht sollten verschwinden aus Ulm und abhauen in den Osten. Ich glaube, aus Trotz habe ich „Das epische Theater von Bertolt Brecht“ als Thema meiner Abitur-Abschlussarbeit in Deutsch gewählt.

Ich habe dann 1962 in Freiburg angefangen, Germanistik und Romanistik zu studieren, trotz des „Lehrer werd‘ ich nie“. Ich dachte, vielleicht Journalist, Dramaturg oder so … In den ersten Jahren habe ich aber wenig studiert, nachdem es mir gelungen war, durch eine Begegnung mit dem Oberspielleiter der Städtischen Bühnen Freiburg, der gerade den „Kreidekreis“ inszenieren wollte, Regieassistent zu werden. Er hat viel von meinem Brecht-Bild übernommen. Im Herbst 1963 wollte ich nach Berlin, das hing auch mit dem Oberspielleiter Claus Leininger zusammen, der sagte, er kennt Piscator und er wird versuchen, ob ich zu Piscator kommen könnte, der damals die „Freie Volksbühne“ in West-Berlin geleitet hat. Dort hätte es aber für mich nur eine Praktikantenstelle ohne Bezahlung gegeben, und das konnte ich nicht machen. Vielleicht wäre alles anders gelaufen, wenn ich es doch getan hätte, ein Jahr später brachte Piscator „Die Ermittlung“ von Peter Weiss heraus, der Auschwitz-Prozeß auf der Bühne. Da studierte ich schon an der Freien Universität Berlin, bin aber schließlich an die Technische Universität gegangen zu Walter Höllerer, weil mir das eine modernere Literaturwissenschaft schien als diese alte Germanistik an der FU.

Meine Eltern hatten nicht verstanden, die konnten das gar nicht verstehen, was ich auf der Universität machte, und ich hatte mich auch innerlich immer mehr entfernt von der Arbeiterfamilie, im Gefühl, ich lebe jetzt in einer anderen Welt. Mit der Studentenbewegung wurde das wieder umgekehrt, arbeiten an der gesellschaftlichen Basis wurde propagiert.

G: Und doch hast Du promoviert? Worüber?

H: Der Titel der Dissertation lautet „Arbeiten und Essen“ – und der Untertitel: „Lage und Kämpfe der Bauern, Handwerker und Arbeiter und ihre Darstellung in der deutschen Literatur von 1770 bis 1850. Mit Texten von Wieland, Bürger, Herder, Jean Paul, Klinger, Forster, Moritz, Wolff, Weerth, Engels, Marx und von Bauern, Handwerkern und Arbeitern“. Das war die Zeit der Studentenbewegung, wo das ging, das wäre weder vorher noch nachher gelaufen, mit so einer Arbeit in Literaturwissenschaft zu promovieren. 1972 ging das noch. Auch weil Höllerer eine Autorität war und das gegen den Fakultätsrat der TU durchgesetzt hat. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Die Arbeit ist unhaltbar aus heutiger Sicht, voller Wirtschaftsgeschichte, Marx-Engels-Zitaten, und dann immer lange Passagen Literatur dazwischen. Immerhin hatte ich dann den Doktor. Aber ich wollte ja gar nichts damit anfangen. Die Entscheidung, nach der Promotion in die Fabrik arbeiten zu gehen, stand schon vorher fest, sie war auch von Schuldgefühlen getragen – damals war mir das allerdings noch nicht bewusst.

G: Schuldgefühle, weswegen oder wogegen?

H: Jetzt kommt wahrscheinlich der zentrale Punkt der Geschichte: Dass mein Vater, etwa um die Zeit nachdem ich angefangen hatte zu studieren, immer mehr in Depressionen geriet und immer längere Perioden nicht mehr arbeiten konnte.

G: Welcher Jahrgang war er?

H: 1906 geboren. Und ich erinnere noch, dass er im Küchenbuffet so eine Schublade voller Medikamente hatte, Antidepressiva vermutlich, und auch Spritzen bekam. Dass es, soweit ich weiß, nur psychiatrische Behandlung gab, keine therapeutische, in der Zeit sowieso nicht und für ihn als Arbeiter schon gar nicht, denke ich. Es wurde also immer schlimmer, immer längere Zeiten, wo er nicht mehr arbeiten konnte, nur hilflos zuhause saß, oder zur Kur war. Und er hat sich dann das Leben genommen.

G: Wann?

H: Am 10. Januar 1967.

Julius Christian Bauer mit seinem Sohn Helmuth Julius, 1958 in Ulm

Julius Christian Bauer mit seinem
Sohn Helmuth Julius, 1958 in Ulm

G: Meinst Du, weil er wegen seiner eigenen Geschichte irgendwie ausgebrannt war?

H: Ich denke, er hatte viel mehr Fähigkeiten als er nach dem Krieg gelebt hat in diesem kleinen Betrieb „Oberschwäbische Glashandels Gesellschaft“ als Fahrer. Er hat doch Schlosser gelernt und ich habe ein Foto, wo er Motoren repariert, auseinander nimmt und wieder zusammensetzt. Ich erinnere mich genau an die Garage, in der er seine Werkstatt und seinen Lastwagen hatte. Wie es da roch. Er hat mich auch oft mitgenommen als kleiner Bub in die Glasfabriken bis nach Mannheim-Waldhof und Köln, wo das Glas so glühend aus den Öfen floss, und platt gewalzt wurde, zurecht geschnitten und in Kisten verpackt auf die Pritsche seines Lasters gehievt wurde. An seiner Hand hab ich die Fabrik von innen kennengelernt.

G: Noch einmal die Frage, ob Du Deinen Vater über die Vergangenheit nie ausfragen wolltest, nie versucht hast, etwas zu erfahren?

H: Nein. Es gab Fotos, so einen Karton voll mit Fotos aus dem Krieg, aus Charkow zum Beispiel, das erinnere ich, dass ich die mal angeguckt habe, wie er als Feldwebel mit seiner Kompanie da neben einem abgeschossenen russischen Panzer steht. Und die Ruinen der Stadt. Und doch hatte ich nicht den Drang, ihn zu fragen. Es gab auch eine Kiste mit Feldpostbriefen, ich hab‘ mich nicht interessiert. Ich hab‘ mich auch während des Studiums bis zu seinem Tod nicht dafür interessiert. Das kam erst später. Dann fehlten sie mir …

G: Hast Du dafür eine Erklärung, ist es die mangelnde Reife, oder die Umgebung …?

H: Das sind einmal die 50er-Jahre in Westdeutschland, in Schwaben, es ging darum, aufzubauen …

G: … und nicht zurückschauen …

H: … alle versuchten, es zu einem Häusle zu bringen und zu einem Auto, meine Eltern haben beides nicht geschafft, nur ein Gärtle haben sie gehabt, mit ein bisschen Kräuter, Beeren und Gemüse. Das waren so die Dinge, um die sich das immer drehte, in die Bausparkasse 5 Mark im Monat eingezahlt, ohne die Aussicht, jemals bauen zu können, aber immer ein Wunsch, nicht als Mieter unterdrückt zu sein, wo man ständig Angst haben musste, die Kinder würden den Hausbesitzer stören. Also es war immer ein Versuch, „es zu etwas zu bringen“. Und da man das selber nicht schaffte als Eltern, sollten das die Kinder tun. Die Kinder sollten „es einmal besser haben“.

G: Was ich, ehrlich gesagt, nicht so richtig verstehe: Als Unistudenten habt Ihr bestimmt an der Universität über die eigene Geschichte, also deutsche Vergangenheit, gesprochen?

H: Nicht in älterer und nicht in neuerer deutscher Literaturgeschichte. Mein zweiter Toter 1967 war am 2. Juni Benno Ohnesorg. Ich war vorher, an der Uni, eigentlich unpolitisch. Ohnesorgs Tod war der zweite Tod, der meine weitere Lebensgeschichte sehr massiv bestimmt hat. Erst musste Ohnesorg sterben, bis ich …

G: ... da war es zu spät …

H: … da war es zu spät, mein Vater war schon ein halbes Jahr tot, als Benno Ohnesorg erschossen wurde.

G: Und nach dem Tod des Vaters warst Du plötzlich bei Osram als Ungelernter?

H: Fünf Jahre danach. Das ging nicht so plötzlich. Ich hab eigentlich meine Dissertation nur schreiben können, und sie schließlich auch ganz schnell herunter geschrieben, weil ich wusste, ich will in die Fabrik. „Proletarische Linke“, das war eine dieser studentischen Initiativen damals.

G: Du warst ein Marxist?

H: Wir haben an der TU in „sozialistischen Arbeitskollektiven“ Schulungen gemacht, sogar mit Wolfgang Fritz Haug und dem berühmten DDR-Ökonomen Dieter Klein. Das war so ab ‘69, ‘70. Wir hatten eine Riesenwohnung in Schöneberg an der Potsdamer Straße, acht Zimmer, eine Wohngemeinschaft, ein Raum war für Schulungen reserviert. Da haben wir „Das Kapital“ studiert, Marx studiert, „Politische Ökonomie“ und „Deutsche Ideologie“. Deswegen sieht auch meine Dissertation entsprechend aus. Und da war die Parole: „Dem Volke dienen“, und „Intellektuelle an die Basis“. Mir war also schon vorher klar, dass ich dann, wenn ich fertig bin mit der Promotion, in die Fabrik gehen würde.

Ich habe am 17. Juli 1972 Rigorosum an der Technischen Universität Berlin gehabt und am 1. September 1972 ein paar Straßen weiter bei Osram angefangen als ungelernter Maschinen-Einrichter. Promotion und Studium verschwiegen. Die waren ja damals froh, wenn überhaupt ein Deutscher kam, die haben gar nicht viel gefragt, woher der kommt und nicht viel Papiere sehen wollen. Das war eben Linie: Intellektuelle sollen in die Fabrik gehen, um an der Basis vom Volke zu lernen und dem Volke zu dienen. Für mich war aber gar nicht die politische Dimension der Parole entscheidend, wie mir erst sehr viel später in Therapien bewusst wurde als ich selber mit Depressionen zu kämpfen hatte, das war das mehr die Familiengeschichte. Es kam mir eigentlich gerade recht, dass ich jetzt unter einem politischen Anspruch auch in die Fabrik gehe nach dem Schicksal meines Vaters. Und das führte ja dann auch dazu, dass ich, nachdem Osram mich 1975 aus politischen Gründen fristlos entlassen hatte, ich den Prozess auf Wiedereinstellung gewann, mich jedoch habe auszahlen lassen um noch Schlosser lernen zu können, seinen Beruf.

1978 habe ich, noch in Berlin, als Maschinenschlosser angefangen zu arbeiten und zwei Jahre bei Prakma am Moritzplatz Offset-Druckmaschinen montiert. Zwar wusste ich damals schon, dass ich nach Stuttgart will zu Daimler, aber ich dachte, für diese schwäbische Facharbeiter-Hochburg brauche ich doch ein bisschen Berufserfahrung vorher.

G: Warum sagst Du, dass Du schon in Berlin wusstest, dass Du zu Daimler möchtest?

H: Weil die studentische Betriebsgruppenbewegung in Berlin zu Ende ging, ich aber inzwischen Facharbeiter war, während die ganzen Intellektuellen fast alle wieder aus den Fabriken verschwunden waren, jedenfalls in meinem Umfeld. Ich wollte Arbeiter bleiben und außerdem in meine schwäbische Heimat zurück.

In Stuttgart bei Daimler gab es die plakat-Gruppe, eine linke oppositionelle Arbeitergruppe, die in diesen Jahren bundesweit Schlagzeilen machte. Der spätere Mitbegründer der Grünen und Bundestagsabgeordnete Willi Hoss hat die mit Hermann Mühleisen und Mario d’Andrea gegründet. Zu Dritt haben sie schon 1972 eine eigene oppositionelle Liste gemacht für die Betriebsratswahlen, wurden deswegen aus der IG Metall ausgeschlossen und haben dann eine eigene starke Gruppe aufgebaut, die 1978 40 % der Arbeiterstimmen in den Daimlerwerken in Stuttgart-Untertürkheim bekommen hat. Diese Arbeit hat mich aus der Ferne beeindruckt, dass da eine Arbeitergruppe ist, die Opposition gegen angepasste Betriebsräte macht, die sich darum kümmert, was passiert mit den Arbeitsbedingungen in der Fabrik, wie soll das in Zukunft werden? Das passte mir auch vom Thema meiner Dissertation her. Wie verändern sich Arbeits- und Lebensbedingungen für die Menschen bei der Einführung neuer Arbeitsabläufe und Technologien.

Ich hatte schon seit 1978 Kontakte mit den Kollegen bei Daimler und die warteten auch auf mich. ’81 bin ich dann von plakat-Betriebsräten „zum Daimler“ rein geschleust worden, kann man sagen, weil – allein mit meinen Papieren hätten die mich nie eingestellt. Die plakat-Leute im Personalausschuss hatten aber gute Kontakte zum altgedienten Personalchef Fiedler, dem hat imponiert, wie sie sich für die Kollegen einsetzten. Und der kam auch aus dem Remstal wie meine Vater-Familie, Weinbauern seit dem 17. Jahrhundert, das verbindet doch. Fiedler hat dann immer mal wieder weggeguckt bei der Vorlage meiner recht lückenhaften Arbeitsnachweise. Ich habe bei Daimler nicht mehr alles verleugnet wie bei Osram, damit hatte ich mir doch sehr geschadet, sondern nur noch den Doktor, und habe gesagt: „Abgebrochenes Studium“. Stimmte ja irgendwie auch. Und doch hat dieses Verleugnen der Literatur- und Theatervergangenheit, das Draufschlagen auf die bürgerliche Kultur – das hat viel Unheil angerichtet in mir.

G: Und bei Daimler-Benz hast Du angefangen die Vergangenheit der Firma …

H: Da fing das an. 1983 war der sogenannte NATO-Doppelbeschluss, und es gab auch eine „Friedensinitiative bei Daimler-Benz“ im Werksteil Untertürkheim, wo ich gearbeitet habe. Da fing ich an zu recherchieren über die Unternehmensgeschichte im Krieg. Auch mit ein Grund war, dass Daimler für Werksangehörige Abendkurse über Unternehmensgeschichte abhielt. Und der damalige Archivar Dr. Nübel hat halt von den Rennerfolgen erzählt und von den tollen Autos, „Mythos Mercedes“, und die Arbeiter kamen so gut wie nicht vor. Zwangsarbeiter schon gar nicht. Das hat mich herausgefordert, mich mit der Schattengeschichte des Konzerns zu beschäftigen. Ich war IG-Metall-Vertrauensmann in meiner Abteilung, in der von Robotern die Hinterachs-Träger zusammen geschweißt wurden, und habe auf einer Betriebsversammlung im Herbst 1983 eine Rede gehalten: „Daimler-Benz und Rüstung“. Eine Rede, die in die Richtung ging, dass Daimler während des 2. Weltkriegs Hauptproduzent von Flugmotoren, Panzermotoren und Schiffsmotoren war, und dass Daimler und der andere süddeutsche Schwerlastwagenbauer MAN Teile der mobilen Abschussrampen bauen würden für die Pershings und Cruise Missiles, die jetzt in Schwaben stationiert werden sollten.

[…]

Über meinen Weg vom Schlosser in den Fabrikhallen bei Daimler-Benz zum Dokumentar-Autor über Kriegsproduktion und Zwangsarbeit, über „Der Stern und sein Schatten“, habe ich vor Allem in Einleitung und Nachwort meines 2011 erschienen Buches „Innere Bilder wird man nicht los. Die Frauen im KZ-Außenlager Daimler-Benz Genshagen“ berichtet.

 

(Dr. György Fehéri arbeitete seit 1982 im Ungarischen Kulturinstitut in Berlin.
Als stellvertretender Direktor ermöglichte er dort 1994 die erste Ausstellung der Bilder von Edit Kiss in Deutschland.
Jahrgang 1953, hat György Fehéri an der Budapester Eötvös Universität Ästhetik, Literaturwissenschaft und Philosophie studiert. 1982 Dr.univ. und Dozent am Lehrstuhl für Ästhetik, bis 1991 Mitarbeiter des Instituts für Philosophie in Budapest. Seit 2002 ist er Projektleiter für Literatur und Film im Collegium Hungaricum und hat Lehraufträge an der Humboldt Universität zu Berlin.
Seit 1978 Publikationen, u.a. zur jüdischen Literaturgeschichte. Zuletzt erschienen in Ungarn seine Studien über Milán Füst und Anna Lesznai. Er ist Herausgeber eines Bandes mit Märchen von Anna Lesznai in deutscher Übersetzung 2008.
Fehéris aktuelle Forschungsthemen sind „Grenzsituationen im Holocaust“ und das Leben von Jean Améry.)